Als der Mann der ehemaligen Skirennläuferin Andrea überraschend stirbt, zerfällt das stabile Lebensgefüge, alte Gespenster tauchen wieder auf. Ganz stimmt es nämlich nicht, was die Skifahrer-Dynastie-Eltern Andrea noch immer vorhalten: „Hingeschmissen hat sie!“ Denn bevor die junge Skifahrerin (Österreichische Meisterin 1975!) ihre Karriere beendete, ist noch etwas anderes passiert. Und dann kam die Ehe, die Tochter, die Jahrzehnte mit der eigenen Ski-Schule. Nach Erichs Tod ist es still. Ein übergriffiger Nachbar wird für Andrea zum Erinnerungs-Trigger. Als sie zur Polizei geht, findet sie keine Hilfe. Aber nach einem Zusammenbruch hat sie Zeit, in aller Ruhe nachzudenken.
Weingartner geht in sich, und dann macht sie etwas, das sie noch nie gemacht hat: Sie ruft in der Redaktion einer Tageszeitung an. Kommt mit einem Redakteur ins Gespräch. Und dann packt sie aus. Ruhig, besonnen und mit großer Präzision schildert sie, wie sie als junge Skifahrerin vergewaltigt wurde. In klaren Worten umreißt sie ein ganzes System von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt an den Skischulen. „Es war ein Bonus-System: Es gab Bonuspunkte für’s Zuschauen und für’s Mitmachen“. Nein, Weingartner macht sich damit keine Freundinnen, keine Freunde, auch ihre eigene Familie reagiert zuerst mit völligem Unverständnis. Der Gegenwind ist stark. Aber: Das hält sie aus. „Glatteis bin ich gewohnt“, sagt sie einmal im Fernsehen.
Ö, IT 2023, 90 Min., DF
Regie: Antonin Svoboda
Mit: Gerti Drassl, Maya Unger, Katja Lechthaler, Lukas Miko, Krista Posch u.a.
Gedreht wurde von Oktober bis Dezember 2022 in Österreich, Griechenland und Südtirol – in Tirol wollte man den Film nicht.